„Hast du schon Folsäure-Tabletten gekauft?“ Diese Frage hörst du sicher oft, sobald du dich dem Thema Schwangerschaft und Kinderwunsch näherst. Alle Freundinnen und Gynäkolog:innen raten dazu – doch wir von fertilitips wollen mit Blick auf wichtige Stoffe nicht nur bei diesen altbekannten Tipps bleiben. Wir schauen genauer hin und widmen uns auch Mikronährstoffen, deren Potenzial vielleicht noch unterschätzt ist.
Heute geht es deshalb um Vitamin D. Denn obwohl es in den klassischen Schwangerschaftsratgebern oft keine große Rolle spielt, kann es dich und deinen Körper auf der Kinderwunschreise stärken. Aus diesem Grund erklären wir dir heute im Detail, was das Vitamin leistet, wie du es aufnimmst und wann es sich lohnt, auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen.
Welche Rolle spielt Vitamin D – vor allem bei Kinderwunsch?
In unseren Körpern erfüllt Vitamin D verschiedene Funktionen: Es ist unter anderem am Calcium- und Phosphatstoffwechsel beteiligt und fördert so die Knochenstabilität. Da es eine Rolle an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper spielt, hat der Vitamin-D-Spiegel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge unter anderem Einfluss auf die Muskelkraft und das Immunsystem. Es gibt viele Studien, die außerdem den Zusammenhang von Vitamin D und verschiedenen Krankheiten untersucht haben.
Demzufolge tritt ein Vitamin-D-Mangel häufig zusammen mit chronischen Erkrankungen, Autoimmunschwächen oder Krebserkrankungen auf – ein kausaler Zusammenhang wurde allerdings dabei nicht explizit nachgewiesen. In jedem Fall kann es nicht schaden, den Spiegel von Vitamin D auf einem gesunden Level zu halten, um Erkrankungen vorzubeugen.
Das gilt ganz besonders, wenn du einen Kinderwunsch hast – denn Vitamin D hat offensichtlich auch Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Spannend dazu:
Auf der Nordhalbkugel schwanken die Schwangerschaftsraten im Verlauf des Jahres. Im Sommer und Herbst sind sie am höchsten, also zu der Zeit, in der das meiste Vitamin D gebildet wird.
Gibt es einen Zusammenhang? Das ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich. Im Jahr 2017 erschien im Fachmagazin „Fertility und Sterility“ es eine Studie, die der Frage nachgegangen ist, ob Frauen mit Vitamin-D-Mangel größere Probleme haben, schwanger zu werden. Das Ergebnis: Es traten signifikante Unterschiede auf zwischen Frauen mit guten Vitamin-D-Werten und solchen, die einen Mangel oder eine Unterversorgung hatten. Die Zahl der klinischen Schwangerschaften lag bei 67,5 Prozent im Vergleich zu 49,0 Prozent. Woran kann das liegen? Die Eierstöcke und auch die Gebärmutterschleimhaut besitzen Rezeptoren für Vitamin D, genau wie der Mutterkuchen, der später das ungeborene Baby versorgt – daraus lässt sich schließen, dass Vitamin D hier wichtig ist. Auch auf die Eizellenreserven im Körper soll Vitamin D einen Einfluss haben.
Wie nehmen wir Vitamin D zu uns?
Vitamin D hat eine Sonderstellung zwischen allen Mikronährstoffen, denn es kann nur bedingt über die Nahrung aufgenommen werden. Es steckt zum Beispiel in fetten Seefischen, in einigen Pilzen und in Eiern, 80 bis 90 Prozent nehmen wir allerdings über die Haut auf. Genauer gesagt: Unser Körper bildet Vitamin D mit Hilfe von Sonneneinstrahlung selbst. Wenn du in Deutschland (oder in ähnlichen Breitengraden) lebst, ist das nur von März bis Oktober möglich – auch die schönste Wintersonne reicht nicht aus, um Vitamin D zu produzieren.
Durch den modernen Lebenswandel, bei dem wir viel Zeit in Innenräumen verbringen und uns (wenn überhaupt) nur mit hohem Lichtschutzfaktor eingecremt in die Sonne wagen, produzieren viele Menschen nicht genügend Vitamin D – denn all das hemmt die Aufnahme. Das Robert Koch Institut empfiehlt für eine gute Vitamin-D-Zufuhr, zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme in die Sonne zu halten. „Für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese reicht hierbei bereits die Hälfte der Zeit, in der sonst ungeschützt ein Sonnenbrand entstehen würde“, heißt es von den Expert:innen des RKI. „Da Rötungen der Haut sowie Sonnenbrände grundsätzlich vermieden werden sollten, sind bei längeren Aufenthalten in der Sonne unbedingt Sonnenschutzmaßnahmen zu treffen.“
Wenn wir auf diese Weise in den Sommermonaten genügend Vitamin D bilden, ist der Körper in der Lage, Reserven im Muskel- und Fettgewebe anzulegen, um gut durch den Winter zu kommen. Doch ob die Tanks in den sonnigen Monaten genügend aufgefüllt werden, das ist oft unklar und wird überhaupt nicht gecheckt.
Wie kannst du Vitamin D messen?
Wenn du einen Kinderwunsch hast und bisher noch nicht schwanger bist, solltest du also deine Versorgung mit Vitamin D im Blick haben. Wichtig ist es hierbei, dich ärztlich begleiten zu lassen, um die Vitamin-D-Zufuhr genau nach deinem Bedarf zu steuern. Ärzt:innen können den Vitamin-D-Gehalt per Blutuntersuchung messen und entscheiden, ob eine zusätzliche Einnahme von Vitamin D per Supplements sinnvoll ist. Es gibt auch Tests für zuhause, bei denen du selbst ein paar Tropfen Blut auf eine Karte gibst und diese an das Labor des Herstellers schickst. Allerdings empfehlen wir dir immer, bei der Messung des Vitamin-D-Spiegels (oder mit Blick auf andere Stoffe) auf medizinische Fachleute zu setzen – vor allem, wenn du noch ganz am Anfang dieser Reise bist.
Denn: Bei der Einnahme von Vitamin D ist auch eine Überdosierung möglich: „Bei einer übermäßig hohen Einnahme von Vitamin D entstehen im Körper erhöhte Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), die akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod führen können“, schreibt das Robert Koch Institut. „Da Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist neben einer akuten auch eine schleichende Überdosierung möglich.“ Also: Begib dich in die Hände von Fachleuten.
Wie hoch der Vitamin-D-Gehalt im Blut ist und ob du Vitamin D einnehmen solltest, kannst du dann auch direkt mit deinem Arzt oder deiner Ärztin besprechen. Hierzu gibt es unterschiedliche Auffassungen, häufig wird ein Wert von 30 bis 50 Nanogramm pro Milliliter als optimal angegeben, wenn ein Kinderwunsch besteht. Bei einem Wert von unter 12 Nanogramm besteht ein Mangel, bei weniger als 20 spricht man von suboptimaler Versorgung.
Ob die gesetzliche Krankenkasse die Untersuchung des Vitamin-D-Wertes übernimmt, hängt vom Einzelfall ab. Laut Gesellschaft für Biofaktoren ist das der Fall, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht – ob das zutrifft, entscheiden Ärzt:innen individuell.
Nahrungsergänzungsmittel bei Kinderwunsch
Brauchst du denn überhaupt Nahrungsergänzungsmittel – auch wenn du dich gut ernährst? Leider ist es so:
Selbst, wenn du viel frisches Gemüse und wenig Fleisch isst, wenn du auf eine ausreichende Proteinzufuhr und hohen Vollkorngehalt achtest, reicht das oft nicht, um deinen Körper optimal auf eine Schwangerschaft vorzubereiten.
Denn bestimmte Nährstoffe können wir nur schwer über die Nahrung aufnehmen – obwohl sie so eine große Rolle auf dem Weg zu deinem erfüllten Kinderwunsch spielen können. Dazu zählt auch Vitamin D.
Der Begriff „Mangelernährung“ scheint nicht in die moderne und wohlhabende Welt von Industrieländern zu passen – doch damit ist nicht nur gemeint, dass nicht genügend Essen vorhanden ist. Auch die falsche Zusammensetzung von Lebensmitteln kann zu einer Mangelernährung führen und schwerwiegende Folgen für die körperliche Gesundheit haben. Wenn zum Beispiel zu wenig Eisen, Vitamin C, Zink oder Folsäure in unsere Körper gelangt, kann der Organismus nicht richtig funktionieren. (Welche Funktion welcher Nährstoff erfüllt, erfährst du zum Beispiel bei der Gesellschaft für Biofaktoren im Überblick.)
Fest steht auch: Gerade, wenn du deinen Körper auf eine Schwangerschaft vorbereiten willst, sollte er bestmöglich mit allen wichtigen Stoffen versorgt sein. Folsäure ist ein Klassiker, den viele Menschen mit Kinderwunsch auf Rat ihrer Gynäkolog:innen schon in der frühen Kinderwunschphase einnehmen. Doch auch Vitamin D ist nicht zu unterschätzen – auch wenn die Einnahme vor der Schwangerschaft im Vergleich zu Folsäure noch weniger verbreitet ist.
Solltest du Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen?
Ob du Vitamin D in Form eines Supplements zu dir nimmst, entscheidest du also am besten auf Grundlage medizinischer Untersuchungen. Du kannst vorab allerdings einschätzen, ob das Risiko eines Mangels besteht: Besonders häufig betroffen sind – wie bereits beschrieben – Menschen, die sich sehr wenig an der frischen Luft und in der Sonne aufhalten. Auch ältere Personen haben ein höheres Risiko für einen Mangel, genau wie Menschen mit dunkler Haut. Denn durch die stärkere Pigmentierung können die Sonnenstrahlen oft nicht tief genug in die Haut eindringen, um für eine gute Bildung von Vitamin D zu sorgen.
Love-Note
Was uns in allen Aspekten auf deiner Kinderwunschreise wichtig ist: Wir von fertilitips sind keine Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen oder Ernährungsberater:innen. Wir liefern dir gut recherchierte und mehrfach überprüfte Inhalte, die dir neue Perspektiven eröffnen sollen. Du erhältst hier also Informationen und Support, für medizinische Unterstützung wende dich bitte an die passenden Fachleute.