Hypnose bei Kinderwunsch: Wie dich die Kommunikation mit dem Unterbewussten stärken kann

Eine Frau mit Kinderwunsch läuft durch Steinkreise am Meer

Wenn du dich auf der Kinderwunschreise befindest, kennst du vermutlich das Gefühl, dass es unzählige Angebote und Techniken gibt, die dir versprechen, dich bestmöglich zu unterstützen. Das kann schnell überfordern, denn die riesige Auswahl vermittelt dir das Gefühl, dass du alles ausprobieren und nichts unversucht lassen solltest. Wir von fertilitips glauben: Es ist wichtig, dass du deine Möglichkeiten kennst – und dann für dich entscheidest, was individuell zu dir und zu deinem Weg passt.

Gleichzeitig finden wir es toll, wie viele ganzheitliche Ansätze es gibt, die dich stärken und unterstützen können, ohne dass du dich gleich ins Kinderwunschzentrum begibst und eine Hormonbehandlung startest. Wir möchten dir solche alternativen Strategien vorstellen, bei denen wir selbst die Erfahrung gemacht (oder die Rückmeldung erhalten) haben, dass sie eine positive Wirkung in der Kinderwunschzeit haben. Wir möchten dir verschiedene Alternative aufzeigen und bei einigen dieser Ansätze in die Tiefe gehen, sodass du dir ein eigenes Bild machen und mögliche Berührungsängste abbauen kannst.

Heute widmen wir uns dem Thema Hypnose: Dafür sprechen wir mit Rebecca Herrmann, die mit Autosystem-Hypnose unter anderem Frauen und Paare auf ihrer Kinderwunschreise begleitet. Im Interview erklärt sie detailliert, was medizinische Hypnose aus- und auflösen kann, wie die Kommunikation mit deinem Unterbewusstsein funktioniert und wann sie dich auf deiner Kinderwunschreise von innen heraus stärken kann.

Frau Herrmann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns über Hypnose zu sprechen. Stellen Sie sich zu Beginn bitte kurz vor: Wer sind Sie und wie kamen Sie zum ersten Mal mit dem Thema Hypnose in Kontakt?

Meine Name ist Rebecca Herrmann, ich bin 47 Jahre alt und arbeite hauptberuflich als Mentalcoach an einer Münchner Schule und in der Kinderstiftung HORIZONT e.V.. Als Hypnose-Coach arbeite ich mit Erwachsenen in der Praxis und in Unternehmen vor Ort.

Nachdem ich selbst eine Hirnblutung hatte, kam ich durch einen befreundeten Arzt das erste Mal mit der medizinischen Hypnose in Kontakt. Mithilfe der Schulmedizin und der Autosystem-Hypnose erlangte ich nach zwei Jahren mein (neues) Leben zurück. Ich wurde wieder gesund, zuversichtlich und bekam meine mentalen Fähigkeiten wieder. Ich ebnete mir damit einen neuen beruflichen Weg: Von der Lehrerin zum Mental- und Hypnose-Coach.

Damit wir alle gut informiert sind: Was genau ist Hypnose, vor allem die Autosystem-Hypnose, die Sie anwenden?

Autosystem-Hypnose basiert auf der Annahme, dass die Lösung immer in einem selbst liegt. Das ist auch meine Herangehensweise: Ich stelle während der Hypnose Fragen an das System, an das Unterbewusste. Ich selbst weiß schließlich nicht die Lösung für die Herausforderungen meiner Klient:innen und es ist auch nicht mein Anliegen, durch Hypnose etwas in ihr System hineinzugeben. Anders als bei der Show-Hypnose, die man aus dem Fernsehen kennt, geht es nicht um Manipulation oder ähnliches. Die Showhypnose dient rein zur Unterhaltung und manchmal zur Belustigung. Autosystem-Hypnose bringt Antworten zum Vorschein, die bereits im eigenen System liegen. Moderne Hypnose ist vielfältig und individuell. 

Die Fähigkeit, in Hypnose zu gehen, ist uns Menschen angeboren. 

Selbstorganisatorische Hypnose aktiviert die Selbstheilungssysteme und öffnet einen Weg in Heilung, Lösung und Entwicklung. Autosystem-Hypnose als ihre modernste Form fördert Kreativität und eröffnet, frei von Fremdbestimmung, viele Möglichkeiten für Leben und Beruf.

Was genau meinen Sie, wenn Sie von dem „System“ sprechen?

Das kann sich auf die verschiedenen Teile des Unterbewusstseins, die sensorischen Wahrnehmungen, die Vorstellungskraft und andere psychologische Aspekte beziehen, die während der Hypnose angesprochen werden können. Indem Klient:innen lernen, sich auf ich eigenes System zu konzentrieren und es zu kontrollieren, können sie hypnotische Zustände erreichen und positive Veränderungen in ihrem Verhalten oder ihrer mentalen Verfassung bewirken.

In welchen Situationen können Sie Menschen damit unterstützen? Warum kommen Ihre Klient:innen typischerweise zu Ihnen?

Klient:innen kommen aus unterschiedlichsten Gründen zu mir. Meist erst, wenn der Leidensdruck sehr groß ist. Bei meinen jungen Klient:innen geht es oft um Prüfungsängste und Lernblockaden. Auch bei ihnen finden sich schon unbearbeitete Themen wie zum Beispiel versteckte Wut oder Trauer. Bei meinen erwachsenen Klient:innen stehen Themen wie körperliche oder psychische Stresssymptome wie zum Beispiel schlechter Schlaf, Reizdarm, innere Unruhe, Trauerverarbeitung, Neuausrichtung – beruflich oder privat –, Kinderwunsch und Ablöseprozesse im Vordergrund.

Wir wollen heute vor allem über Hypnose bei Kinderwunsch sprechen: Wie kann diese Technik dabei helfen?

Zuerst ist es mir immer wichtig, die Frauen da abzuholen, wo sie sind. Oft haben sie schon lange mit ihrem unerfüllten Wunsch zu tun, sie bringen Ängste mit und sind erschöpft, dann erfahren sie von der Hypnose und ich zeige ihnen, dass es eine Möglichkeit ist, die sie unterstützen kann. Man weiß durch Studien, dass die Fertilität durch Hypnosesitzungen steigt – wichtig ist es nur, dass vorab geklärt ist, dass es keine medizinischen Gründe gibt, die eine Schwangerschaft verhindern. Das Erste ist immer, dass wir Ruhe ins System bringen. Es geht darum, sich mal wieder wirklich zu entspannen, sich zu spüren. 

Ich habe Frauen vor mir sitzen, die sich überhaupt nicht mehr spüren, die nicht wissen, was der richtige Weg ist, die verwirrt sind von all den Ratschlägen der Ärzt:innen und Freund:innen. 

Die dürfen erst einmal herausfinden, was sie brauchen und was ihnen wirklich gut tut. Oft schaffen wir es schon in der ersten Sitzung, echte Ruhe ins System zu bringen – und das ist schon ein großer Fortschritt. Im Anschluss gehen wir oft Blockaden oder nicht erteilte innere Erlaubnisse an, die wir mit Hypnose bearbeiten können.

Können Sie typische Beispiele nennen, um welche Blockaden und nicht erteilten Erlaubnisse es beim Kinderwunsch geht?

Oft fängt es an mit der Frage: Gebe ich mir die Erlaubnis für ein glückliches, gesundes, zufriedenes und erfolgreiches Leben? Da sind wir noch nicht mal beim Kinderwunsch, aber es ist eine der großen tiefen Erlaubnisfragen, die wir mit der Autosystem-Hypnose angehen können. Es gibt da einen ganzen Existenzfragebogen, die genaue Formulierung lese ich selbst immer ab, weil alles einem speziellen Schema folgt.

Eine Frage ist auch, ob ich die Erlaubnis habe, mich als Frau in diesem Leben erfolgreich, zufrieden und gesund zu entwickeln – das sagt ja auch schon viel aus, dass man das gezielt abfragt. Genauso kann es vorkommen, dass die Freundin einer Frau auch schwanger werden möchte und meine Klientin sich unterbewusst nicht die Erlaubnis erteilt, vor der Freundin schwanger zu werden, um diese nicht zu verletzen.

Eine Frau mit Kinderwunsch schließt die Augen.

Wenn Sie feststellen, dass eine solche innere Erlaubnis nicht vorliegt, können die Klientinnen das dann in der Hypnose auflösen und diese Erlaubnis erteilen?

Wir können das direkt in der Hypnose angehen – sonst hätte mich all das auch nicht so in den Bann gezogen. Es gibt dafür verschiedene Techniken und ich schaue im Einzelfall, welche Sinn macht. Eine Möglichkeit ist, dass wir die sogenannte Funktionsanalyse anwenden und herausfinden, welche Funktion hinter diesem inneren Verbot steckt. Gibt es eine Schutzfunktion? Dann fragen wir, wer geschützt wird – schütze ich mich selbst oder andere? Da frage ich Schritt für Schritt weiter, ich gebe immer Möglichkeiten vor und dann kommt die Antwort direkt aus dem Unterbewusstsein. Und wenn keine Antwort kommt, dann ist das auch eine Antwort. Dann ist heute nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Antwort zu erfahren. Auch diese Gewissheit bringt wieder Ruhe ins System.

Manchmal gibt es auch Antworten, bei denen wir symbolhaft weiterarbeiten. Wir stellen zum Beispiel fest, dass sich ein Saboteur eingeschlichen hat und fragen dann nach, wann er kam. Vielleicht teilt das Unterbewusste mit, dass der Saboteur im 21. Lebensjahr kam und dann gehen wir zum 21-jährigen Ich und gucken, was dieses braucht.

Und wie bekommen Sie diese Antworten? Spricht die Person dann mit Ihnen?

Es gibt verschiedene Techniken, mit denen ich arbeite. Eine davon nennt sich Ideomotorik, da wird wirklich mit den Händen abgefragt, mit welchen Händen sich die Tiefenperson – also der innere Kern unter der Oberflächenperson – äußern darf. Die Hände meiner Klient:innen werden dabei von mir NICHT berührt. Dann frage ich, in welche Richtung das Handzeichen ein „Ja“ und in welche ein „Nein“ bedeutet, so kommen wir ganz tief ins Innere und ich kann mit dem Unterbewusstsein meines Gegenübers kommunizieren.

Dieser tiefe innere Kern, der wird ja im Laufe des Lebens, vor allem in Kindesjahren, von vielen Schutzschichten umgeben. Wir passen uns an, wir wollen erst Mama und Papa gefallen, später möchten wir in der Schule dazugehören. Das gehört zum Leben, aber es führt auch dazu, dass wir uns immer mehr von unserem Innern entfremden. 

Agieren wir später zu sehr im Außen, entfernen wir uns zu sehr vom Inneren und spüren uns nicht mehr, wir wissen nicht wirklich, was uns gut tut. 

Die sogenannte Oberflächenperson – die überangepasst ist – trickst uns gerne aus und nimmt am liebsten den leichten Weg. In der Hypnose möchte ich nicht mit dieser Oberflächenperson sprechen, sondern ich gehe direkt an den Kern und spreche die „Tiefenperson“ an. So kommen wir auch sehr gut an innere Blockaden oder Erlaubnisfragen heran, die beim Kinderwunsch eine große Rolle spielen können.

Können Sie uns noch eine weitere Technik vorstellen?

Natürlich, da gibt es ganz verschiedene und ich entscheide individuell, was ich anwende. Im Vorgespräch oder zu Beginn der Sitzung merke ich schnell, wer vor mir sitzt und was zu der Person passt. Ich mache immer nur Vorschläge und wenn ich merke, dass etwas nicht passt, dann kommt meine Kreativität in Schwung und wir testen etwas anderes. Am Anfang steht jedoch immer eine Trance-Induktion, das bedeutet, dass mein Gegenüber in einen entspannteren Zustand kommt.

Meistens machen wir eine Körperreise, das ist auch bei Frauen mit Kinderwunsch sehr angenehm, weil man da oft schon an einige Themen herankommt. Ich habe mir dafür eine mentale Kugel überlegt, die man mit drei wunderschönen Dingen füllen kann und die durch den Körper reist. Wenn diese Kugel an den Füßen angekommen ist, dann ist man im Zauber-Hypnose-Land, wie ich gerne sage. Aber das ist eben schon das Spannende, dass die Kugel manchmal gar nicht erst an den Füßen ankommt.

Warum nicht? Und wie merken Sie das?

Ich sage meinen Klient:innen vorher, dass Sie Bescheid geben sollen, wenn die Kugel irgendwo stehenbleibt. Sie sind während der Sitzung ja die ganze Zeit bei Bewusstsein und können sprechen, es geht um die Kommunikationskunst zwischen dem Unterbewussten und dem Bewusstsein. Nehmen wir an, eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch kommt zu mir – dann passiert es schon mal, dass die Kugel direkt im Kopf hängenbleibt. Das müssen wir dann nicht analysieren, aber ich denke, es sagt schon viel aus. 

Mein Ziel ist es in den meisten Fällen zunächst, dass Ruhe ins System kommt. Denn die wirkt sich positiv auf das vegetative Nervensystem aus und wir wissen alle, dass es gut für den Körper ist, wenn wir immer wieder Ruhe ins ganze System bringen.

Wenn eine Frau bereits ein Kind verloren hat oder sie ein Kind geboren hat, das verstorben ist, dann kann es auch sein, dass die Kugel im Unterleib stehen bleibt. Das nehmen wir dann ernst und arbeiten in diesem Bereich: Wir können durch die Hypnose wieder mehr Leichtigkeit in den Körper bringen und auch mal spielerisch gucken, was der Unterleib braucht? Vielleicht muss unsere schöne Kugel da ein paar Mal hin- und herrollen, vielleicht soll symbolhaft die Decke gestrichen oder eine schöne Decke ausgelegt werden. Das kann schon ganz viel lösen.

In welcher Phase der Kinderwunschreise kann Hypnose eine wirkungsvolle Unterstützung sein? Ganz am Anfang des Weges oder lieber, wenn man bereits in einer Kinderwunschklinik behandelt wird?

Hypnose kann Frauen und Paare mit Kinderwunsch zu jedem Zeitpunkt unterstützen. Ganz am Anfang können wir viele Blockaden lösen, das könnte viele weitere Schritte ersparen. Wenn Frauen bereits in die Kinderwunschklinik gehen, sind sie erst recht unter großer Anspannung. Dann können wir ganz toll miteinander arbeiten, zum Beispiel wenn es darum geht, dass das Ei transferiert wird. Dann können wir wirklich mit dem Körper arbeiten und fragen: Was braucht das Ei, wenn es sich einnistet? Da können wir es ihm richtig schön heimelig machen und sehr in die Symbolhaftigkeit gehen. Es gibt also eigentlich keinen falschen Zeitpunkt, das Unterbewusste einzubeziehen. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich das so sage, aber seit ich mit der Autosystem-Hypnose arbeite, bin ich überzeugt, dass mein tiefes inneres Unterbewusstsein nur das Beste für mich will. Und das können wir in jeder Situation nutzen.

Und wenn es mal zu viel werden sollte, dann kommt innerhalb der Hypnose eine Blockade auf und dann geht es nicht mehr. Das System möchte nicht, dass es zu einer Überforderung kommt und so merken wir rechtzeitig, wann wir stoppen sollten. Auch das bringt wieder Ruhe ins System und das ist aus meiner Sicht das A und O bei einer Kinderwunschbehandlung. Das gilt im Übrigen nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Das heißt, Sie führen auch Hypnosen mit Männern auf der Kinderwunsch-Reise durch? Oder arbeiten Sie gemeinsam mit Paaren?

Man kann es auch gemeinsam machen, da müssen nur beide sehr offen für sein. Ich finde es am besten, zunächst getrennt mit beiden Personen zu arbeiten, um dann sozusagen eine gemeinsame mentale Arbeitsfläche zu finden. Es ist in jedem Fall hilfreich, nicht nur auf die Frau zu schauen, sondern auch auf mögliche Blockaden des Mannes oder Konflikte innerhalb der Partnerschaft oder der Herkunftsfamilie – die können ja auch dazu führen, dass die innere Erlaubnis für eine Schwangerschaft fehlt.

Ist Hypnose etwas, das bei allen Menschen funktioniert?

Man sagt, dass es einen minimalen Anteil von Menschen gibt, bei denen es nicht funktioniert. Ich mache das jetzt seit 13 Jahren und mir ist es nicht einmal passiert – auch nicht in meinen ganzen Fachseminaren und Supervisionen. Letztlich geht es darum, in einen Trance-Zustand zu kommen und dieser Trance-Zustand ist in uns Menschen angeboren.

Wir fallen tagtäglich mehrmals in einen Trance-Zustand, zum Beispiel, wenn wir auf der Autobahn einfach 80 Kilometer geradeaus fahren und alles in uns automatisiert abläuft. Oder wenn wir im Zug sitzen, in ein Buch vertieft sind oder komplett in einer Serie abtauchen. Auch im Berufsalltag passiert das zwischendurch immer mal und das ist auch gut so. Vermutlich könnte unser Hirn sonst gar nicht all das bewältigen, was um uns herum passiert. 

Man sagt ja, dass 90 Prozent in unseren Handlungen unbewusst passieren. Und genau dort setze ich mit der Autosystem-Hypnose an.

Findet bei Ihnen die komplette Arbeit innerhalb der Hypnose statt oder gibt es später noch Besprechungen, schreiben die Klientinnen etwas auf oder ähnliches?

Es passiert eigentlich alles in der Hypnose. Ich frage im Anschluss immer, ob es noch Fragen gibt, aber da kommen kaum Nachfragen. Häufig gibt das Unterbewusstsein auch Aufträge für den Alltag mit. Zum Beispiel bekam eine Frau von ihrem Unterbewusstsein mitgeteilt, dass sie sich immer abends um acht einen Tee machen soll. Andere erkennen, dass sie sich im Alltag stärker zurückziehen sollten oder dass sie früher ins Bett gehen. Oft sind es Dinge, die man schon weiß, die aber noch viel klarer werden. Manchmal wird auch deutlich, dass die Person ein Gespräch mit ihrer Mutter führen soll, weil eine große Frage schon lange im Raum schwebt. Oder es taucht gar nichts in der Hypnose selbst auf, aber im Alltag begegnen einem plötzlich andere Dinge, weil sich der Fokus verschiebt. Das ist für mich auch das Spannende an der Hypnose: Es kommen immer Lösungen, wenn auch nicht während der Sitzung selbst.

Falls Leser:innen jetzt neugierig geworden sind und Hypnose einmal ausprobieren wollen, habe ich noch Fragen zum Ablauf: Finden die Sitzungen immer in Präsenz statt oder ist es auch möglich, in einem Video-Call hypnotisiert zu werden?

Ich habe viele Klient:innen, die live zu mir kommen und ich mag es auch, die Menschen zumindest einmal persönlich kennenzulernen – aber das ist kein Muss. Es funktioniert alles auch online und ich habe schon Personen in weit entfernten Städten betreut. Falls die Zusammenarbeit im Online-Setting nicht empfehlenswert ist, würde ich dies offen mitteilen.

Wie findet man einen guten Hypnose-Coach, der zu den eigenen Bedürfnissen passt?

Ich empfehle immer, die Ausbildungen hinter dem Coach zu prüfen: Ich würde mich selbst niemandem anvertrauen, der nicht ein Semester Psychologie studiert und keine wissenschaftlich fundierte medizinische Hypnose-Ausbildung absolviert hat (mindestens 500 Stunden). Leider ist die Hypnose auf einem breiten Markt zu finden. Deshalb: Augen auf bei der Hypnose-Wahl. Die Autosystem-Hypnose ist ein anerkanntes wissenschaftliches Verfahren im Rahmen der medizinischen Hypnose, das bei den Ärztekammern validiert wird – auf diese Bezeichnung sollte man also achten.

Wie lange dauert eine Sitzung in der Regel?

In Trance sind die Klient:innen bei mir mindestens 30 bis 45 Minuten, je nach Redebedarf meines Gegenübers. Die Erstsitzung dauert um die 90 Minuten, Folgesitzungen jeweils etwa 60 Minuten. Wenn es die Zeit es zulässt, frage ich immer das Bewusste und Unterbewusste meines Gegenübers, ob es zum tiefsten Wohl ist, die Sitzung zu verlängern. Es gibt dafür standardisierte Sicherheitsfragen, die ich stelle, auch zu Beginn der Hypnose im Trance-Zustand.

Hypnose wird in der Regel nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen. Wie teuer ist eine solche Sitzung?

Bei mir kostet eine Erstsitzung von 90 Minuten 220 Euro plus MwSt. Jede Folgesitzung von 60 Minuten kostet 190 Euro plus MwSt. Da ich als Hypnose-Coach tätig bin, ist das Coaching bei mir steuerlich absetzbar.

Das ist sicher ein hilfreicher Hinweis. Falls zum Ende unseres Gesprächs Menschen noch immer skeptisch sind, ob Hypnose wirklich funktioniert oder es nicht doch eher „Hokuspokus“ ist – was würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

Der Trance-Zustand ist in uns allen angeboren – ich denke, das sagt schon viel aus. Und es geht viel um Aufklärung: Oft erlebe ich es, dass Menschen Angst haben, die Kontrolle abzugeben. Und das kann ich total verstehen, ich bezeichne mich selbst gern als „Miss Kontrolletti“. Doch wenn wir mit Autosystem-Hypnose arbeiten, ist mein Gegenüber ja weiterhin bei Bewusstsein. Es geht eben nicht um die Show-Hypnose, niemand muss befürchten, die Kontrolle zu verlieren. Oft sagen mir Klient:innen, sie seien so verkopft und wissen nicht, ob sie sich darauf einlassen können – aber wie gesagt: Das hat bisher immer geklappt.

Love-Note

Wenn wir Ansätze und Techniken wie Hypnose vorstellen, dann ist es keine Werbung für einzelne Anbieter:innen und auch kein medizinischer Rat. Wir möchten dir neue Impulse geben und Perspektiven eröffnen, die du vielleicht noch nicht kanntest. Wenn du selbst Erfahrungen mit einer besonderen Technik gemacht hast oder dir wünscht, dass wir bei einem Thema tiefer einsteigen, melde dich gern.

Rebecca Herrmann
Im Interview

Rebecca Herrmann

Bis 2015 arbeitete sie zwölf Jahre als unterrichtende Lehrerin, heute ist Rebecca Herrmann als mentaler Lerncoach und als Coach für die Autosystem-Hypnose aktiv. In ihrer privaten Praxis in München begleitet sie unter anderem Frauen und Paare mit Kinderwunsch, außerdem liegt ihr Fokus in den Themenbereichen Fokussierung, Lernen, Gedächtnis, Konzentration, Kreativität und Schlaf. Mehr Infos über Rebecca Herrmann findest du auf ihrer Website.