Sie machte als Eiskunstläuferin Karriere, spielte lange die Hauptrolle in der RTL-Serie „Alles was zählt“, nahm an „Let’s Dance“ und anderen TV-Shows teil. Dass Tanja Szewczenko abseits des Rampenlichts in Kinderwunschbehandlung war und mehrere Fehlgeburten erlebte – das wusste fast niemand. In ihrem Buch „Durch die Hölle zum Glück“ erzählt sie offen und sehr persönlich ihre ganze Geschichte: vom ersten Wunsch nach einem Baby bis zum trubeligen Familienglück mit Tochter Jona und den Zwillingen Leo und Luis – mit denen Tanja nach vielen Rückschlägen in der langen Kinderwunschbehandlung plötzlich spontan schwanger wurde.
Im Interview mit fertilitips spricht Tanja darüber, was es bedeutet, in einer so herausfordernden Zeit immer vor der Kamera funktionieren zu müssen. Sie verrät, wie sie ihre Tochter auf der Kinderwunsch-Reise einbezogen hat und wie sie es geschafft hat, dass die Beziehung zu Ehemann Norman nie unter der Situation litt.
Tanja, du schreibst in deinem Buch, dass es dich immer motiviert hat, das Happy End einer langen Kinderwunsch-Geschichte zu hören. Deshalb würde ich gern mit deinem Happy End beginnen – wie sieht euer Familienleben jetzt aus?
Jetzt herrscht hier pures Chaos (Sie lacht). Im Ernst, jetzt ist es natürlich alles super bei uns, wir haben die Jungs schon fast drei Jahre und dazu die Große, die 13 ist – wir sind komplett und das ist einfach total schön.
Was hättest du gesagt, wenn ich dir das vor fünf Jahren erzählt hätte?
Ach, das weiß ich gar nicht. Ich habe mir die Zukunft damals nie in irgendeiner Form ausgemalt oder mir Gedanken darüber gemacht. Wir steckten so sehr in diesem Prozess, als wir versucht haben, noch ein Kind zu bekommen. Da hatte ich gar keine Erwartungen oder habe mir überlegt, wie das zweite Kind wohl ist, wie es aussieht, wie unser Leben sein wird. Wir waren einfach so in dieser Mühle gefangen und hofften nur, dass es irgendwann klappt.
Bevor du mit deiner ersten Tochter Jona schwanger wurdest, hast du es fünf Monate versucht – und du schreibst, dass dir diese Zeit schon lang vorkam. Kamst du da erstmals mit dem Thema Kinderwunsch in Berührung?
Da habe ich angefangen, mich zum ersten Mal damit auseinanderzusetzen. Auch wenn es rückblickend natürlich keine große Sache war im Vergleich zu allem, was später kam, habe ich diese Zeit als belastend empfunden. Und ich bin in Foren eingetaucht, habe viel gelesen und erkannt: Ich bin ja gar nicht so alleine mit dieser Herausforderung – eigentlich ist es ein riesiges Thema, nur spricht niemand darüber. Das war 2010 und ist natürlich schon eine Weile eher. Aber ich glaube, das gilt noch heute: Man spricht einfach viel zu wenig darüber.
Du hast dann Jona bekommen und als ihr euch ein weiteres Kind gewünscht habt, wurde es wirklich schwer für euch. Ihr habt euch in eine Kinderwunschbehandlung mit all ihren Herausforderungen und Rückschlägen begeben – und auch du hast damals nicht darüber gesprochen. War es für dich eine besondere Herausforderung, weil du in der Öffentlichkeit standest und immer vor der Kamera funktionieren musstest? Du hast sehr berührend im Buch davon erzählt, dass dir die Tränen kamen, obwohl du schon fertig in der Maske warst – und dann eine Ausrede erfunden hast, warum noch einmal nachgebessert werden musste…
Ja, es war natürlich schwierig, den Alltag als Schauspielerin zu meistern. Da muss man ja manchmal hochemotionale Szenen spielen, man muss immer auf den Punkt funktionieren, am Set hat niemand Zeit, auf einen zu warten. Natürlich muss man in einem Bürojob auch seine Arbeit machen, aber da kann man sich vielleicht manchmal hinter dem PC verstecken und sich nicht so sehr in die Karten gucken lassen. Wenn ich mal fünf Minuten länger auf Toilette war, weil es mir nicht gut ging, kam direkt der Set Runner und rief nach mir.
Als Schauspielerin in so einer Produktion musst du einfach immer deinen Job erfüllen. Du musst gut aussehen, voll präsent sein und am besten gute Laune haben.
Auch wenn ich mir vielleicht gewünscht hätte, jemandem zu zeigen, wie es mir wirklich geht: Dafür ist überhaupt kein Raum und keine Zeit. Es heißt immer nur „drehen, drehen, drehen“, man muss Szenen abarbeiten. Auch wenn man mitten in diesem schwierigen Prozess der Kinderwunschbehandlung steckt – man will trotzdem die Erwartungen von anderen und auch von sich selbst erfüllen.
Gab es im beruflichen Umfeld irgendeine Person, die Bescheid wusste, oder hast du das alles mit dir und deiner Familie ausgemacht?
Also lange, lange, lange wusste es gar keiner. Dann hat es vielleicht mal jemand mitbekommen, aber ich wollte mich auch nicht groß drüber austauschen. Erstens gab es wirklich keinen Raum dafür und außerdem saß mir auch die Angst im Nacken: Was ist, wenn die Verantwortlichen der Produktion etwas davon mitbekommen? Dann könnte ich zum Problemfall werden und in so einer Situation ist man manchmal schneller draußen, als man gucken kann. Das ist ehrlicherweise so, dass man besser damit fährt, das Privatleben auszuklammern.
Würdest du dir einen anderen Umgang damit wünschen? Dass die Öffentlichkeit und die Gesellschaft Frauen stärker unterstützen, wenn sie sich Kinder wünschen und sie bekommen?
Unbedingt. Ich glaube, dass die deutsche Gesellschaft noch immer ein großes Problem mit Frauen hat, die Kinder bekommen wollen und berufstätig sind. Man glaubt immer, sie funktionieren danach nicht mehr so gut – vielleicht brauchen sie auch noch drei Tage frei, weil das Kind krank ist. Ich bin auch teilweise drehen gegangen, obwohl meine Tochter mit hohem Fieber zuhause lag. Ich habe mich nicht getraut, bei ihr zu bleiben, weil ich wusste, dass am Set 40 Leute auf mich warten und einige Kollegen angepisst wären, wenn ich nicht komme. Also bin ich zur Arbeit gefahren – und ich finde es traurig, dass man über so etwas überhaupt nachdenken muss.
Es müssten viel mehr Möglichkeiten geschaffen werden, um Familie und Job in allen Konstellationen gut verbinden zu können.
Da stimmt es an vielen Ecken und Enden in unserer Gesellschaft nicht und eigentlich gibt es genug schlaue Köpfe, die sich dafür gute Lösungen überlegen könnten.
Es hilft ja sicher, mehr darüber zu reden – und du schaffst mit deinem Buch wieder mehr Offenheit rund um das Thema Kinderwunsch. Dein Buch erschien nach deinem persönlichen Happy End mit den Zwillingen und so ist es ja bei vielen Paaren: Sie sprechen erst über ihre Kinderwunschzeit, wenn diese hinter ihnen liegt. Würdest du andere Frauen ermutigen, schon während der Phase des Kinderwunsches darüber zu reden? Könnte das helfen, besser durch diese Zeit zu kommen?
Das würde sicher helfen – es ist ja belastend, wenn man das Thema immer verheimlicht. Deshalb habe ich meine letzte Schwangerschaft relativ früh bekannt gegeben, obwohl ich wusste, dass es vor allem bei einer Zwillingsschwangerschaft noch viele Risiken gibt. Da war ich in der 14. Woche und ich hatte ja auch schon einmal im vierten Monat ein Baby verloren. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, drüber zu reden. Ich wollte mich nicht wieder vergraben und allen Leuten Spielraum für Gerüchte geben, was mit mir los ist. Ich wollte meine Schwangerschaft teilen, auch wenn ich wusste, dass mir die Kinder – oder auch eins von beiden – noch genommen werden könnten. Die Angst war zu diesem Zeitpunkt natürlich riesig, die Schwangerschaft war nach den schweren Jahren ein so großes Geschenk, um das ich immer gebangt habe.
Trotzdem habe ich das Risiko in Kauf genommen und es war mir wichtig, öffentlich darüber zu sprechen, weil ich einfach gemerkt habe, dass wir alle viel zu wenig darüber reden. Ich hatte nach meiner zweiten oder dritten Katastrophe einer engen Freundin endlich in einer langen Sprachnachricht alles erzählt, weil ich es loswerden wollte – und dann hat sie sich getraut, auch ihre Geschichte mit Fehlgeburten mit mir zu teilen. Und ich fand das so krass, weil wir uns schon als kleine Kinder kannten und nichts von dem wussten, was wir beide durchgemacht haben.
Es ist ja oft so, dass eine Person den Anfang machen muss und sich dann die anderen öffnen…
Ja, das war erst einmal ein Prozess des Umdenkens für mich.
Ich glaube, es wäre mir leichter gefallen, vorher offener mit meinem Kinderwunsch umzugehen, wenn ich von anderen Menschen so viel Offenheit erfahren hätte.
Das ist wie bei Dominosteinen: Wenn man einen anstößt, klackern plötzlich alle Steine nacheinander – dann kommen die Leute raus aus ihren Schneckenhäusern und erzählen ihre eigenen Geschichten. Und man muss das ja so sagen: Jede zweite oder dritte Frau hat so eine Geschichte zu erzählen. Bei den einen ist sie zum Glück weniger dramatisch als bei anderen – aber wenn der Verlust eines Babys stattfindet, ist es niemals schön. Ich glaube, man gibt dem Ganzen immer viel zu wenig Zeit und Raum.
Dabei kennen wir ja alle diesen Satz: „In den ersten drei Monaten spricht man nicht drüber, weil noch so viel passieren kann.“ Wie oft habe ich das gehört und ich habe nie auseinandergenommen, was eigentlich drinsteckt. Es ist ein Paradoxon, dass wir alle diesen Satz benutzen, aber niemand darüber nachdenkt oder ausspricht, was das bedeutet: Leider verlieren viele Menschen in der Zeit ein Baby – aber man behält es einfach für sich.
Jetzt hast du mit deinem Buch eine große Öffentlichkeit erreicht, „Durch die Hölle zum Glück“ wurde ein Spiegel-Bestseller. Hast du auch viele persönliche Reaktionen erhalten?
Mir schreiben bis heute Leute, dass mein Buch ihnen Kraft gibt, dass sie sich darin wiederfinden oder dass sie ihre Freundin jetzt viel besser verstehen. Das ist natürlich total toll, wenn mein Buch nur einen klitzekleinen Beitrag dazu leisten kann, dass jemand nicht aufgibt und den Mut behält. Mir hat gerade gestern eine Frau geschrieben, mit der ich früher schon einmal Kontakt hatte, weil ihre Tochter einen Kinderwunsch hatte und die Frau mein Buch gelesen hatte, um ihre Tochter besser unterstützen zu können. Jetzt hat sie mir geschrieben, dass sie gerade Oma eines kleinen Enkels geworden ist. Da ist mein Herz so sehr aufgegangen.
Wie schön! War das auch deine Motivation, dieses Buch zu schreiben? Dass du andere Frauen in einer ähnlichen Situation bestärken kannst?
Ich habe schon während der Kinderwunschbehandlung viel geschrieben, mich hat es immer in meinem Leben begleitet, dass ich Tagebuch schreibe oder Dinge in Notizen festhalte. Als ich den Kinderwunsch hatte, habe ich immer gedacht, dass ich all das aufschreiben muss – vielleicht zur Verarbeitung für mich selbst oder weil ich es mit anderen Menschen teilen möchte. Dadurch habe ich schon sehr viel Text gesammelt und irgendwann war mir klar, dass ein Buch daraus werden soll. Dann kam der Verlag auf mich zu und so passte es sehr gut.
Mir hat das Schreiben des Buches auch noch einmal sehr gut getan, weil es natürlich ein Verarbeitungsprozess der ganzen Erfahrungen ist. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken darum gemacht, ob das Buch erfolgreich wird oder gar ein Bestseller. Ich habe einfach gemerkt, dass es mir gut tut – und habe gehofft, dass es vielleicht auch anderen Menschen gut tun kann.
Ich würde gerne noch mit dir über deine Partnerschaft sprechen: Es gibt ja Beziehungen, die in einer so schweren Zeit zerbrechen. Ich habe im Buch den Eindruck, dass du mit deinem Mann Norman gemeinsam durch die ganze Behandlung gegangen bist. Wie habt ihr das geschafft? Und gab es auch mal Phasen, in denen ihr dachtet, eure Beziehung könnte daran zugrunde gehen?
Nein, überhaupt nicht. Ich kann zu 1000 Prozent unterschreiben, dass mein Mann den ganzen Weg mit mir gegangen ist. Er hat sich auch immer ein weiteres Kind gewünscht, aber er hat auch mal gesagt, es wäre okay, wenn ich diesen Prozess nicht weiter durchmachen möchte. Norman hätte mir gerne dieses Physische und auch das Psychische abgenommen, was natürlich nicht ging. Aber trotzdem war er eine riesige Stütze in der ganzen Zeit.
Wir sind wirklich Hand in Hand durch diesen Prozess gegangen und es gab nicht in keiner Sekunde Vorwürfe.
Am Anfang dachten wir ja, es länge an mir, dass ich nicht schwanger werde, dann war es doch umgekehrt: Norman hatte sogenannte Anti-Spermien-Antikörper, die eine Befruchtung quasi unmöglich machten. Durch eine medizinische Behandlung bauten sich die Antikörper schließlich wieder ab, wodurch ich plötzlich ganz natürlich schwanger wurde. Für uns jedenfalls in allen Phasen klar: Wir haben ein gemeinsames Problem, das wir gemeinsam angehen.
Hast du einen Tipp, wie man es als Paar schafft, diese Zeit so Seite an Seite zu meistern?
Ich glaube, es hilft wirklich, frei von Vorwürfen zu bleiben: Das ist wie bei einer Krankheit, es sucht sich ja niemand aus, dass es körperliche Voraussetzungen gibt, die eine Schwangerschaft erschweren. Keine Frau sucht sich aus, dass sie zum Beispiel Endometriose hat, die Gebärmutter krumm gewachsen ist oder die Eierstöcke nicht wie gewünscht funktionieren.
Und das ist beim Mann genauso: Der sucht es sich nicht aus, wenn er Antikörper hat, die Spermien nicht am Ziel ankommen – oder was auch immer. Keiner macht das freiwillig und das sollte der oder die andere niemals vergessen. Wenn man das im Kopf behält, dann kann man den Weg gut Hand in Hand gehen, weil es dann keinen Grund für Vorwürfe gibt. Dann hat leider die Natur entschieden, dass es jetzt nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Wir haben uns immer sehr offen über alles ausgetauscht und über unsere Gefühle gesprochen – das hilft schon sehr.
Ihr hattet in keiner Phase professionelle therapeutische Unterstützung, oder? Wie hast du die Zeit mental und emotional gemeistert?
Nachdem ich ein Baby im vierten Monat verloren hatte und kurz davor auch noch meine Oma gestorben war, hatte ich im Krankenhaus zwei Gespräche mit einer Seelsorgerin. Die haben mir unwahrscheinlich gut getan, weil sie mich ein bisschen aus dem Tunnel, in den ich reingezogen worden war, herausgeholt haben. Darüber hinaus hatte ich keine Behandlung, aber ich hätte sie in Anspruch genommen, wenn ich gemerkt hätte, dass ich nicht alleine mit meinem Partner mit der Situation klarkomme. Ich habe mit psychologischer Behandlung überhaupt keine Berührungsängste, weil ich das alles durch den Sport von früher kenne. Da haben wir mit Sportpsychologen gearbeitet, um motiviert zu sein und gestärkt in den Wettkampf zu gehen. Worte sind Medizin und die können unheimlich viel bewirken.
Wenn es mit den Zwillingen schiefgegangen wäre, dann wäre ich vermutlich an dem Punkt gewesen, dass ich psychologische Hilfe gebraucht hätte, um aus diesem Tal wieder herauszukommen. Da muss jeder und jede für sich selbst herausfinden, ob und in welcher Situation professionelle Hilfe richtig ist. Aber auch dafür ist wieder die Offenheit wichtig: Es hilft, wenn man grundsätzlich darüber spricht und dann entscheidet, ob eine Therapie hilfreich sein kann.
Als ihr euch in die Kinderwunschbehandlung begeben habt, hattet ihr ja bereits eure Tochter Jona. Wie habt ihr sie in den Prozess integriert – und was würdest du anderen Familien in dieser Situation raten?
Das hängt natürlich immer individuell davon ab, wie alt das Kind es, wo es steht und welches Verständnis es aufbringt. Als wir angefangen haben, war Jona noch relativ jung, da wusste sie noch nicht, wie überhaupt ein Kind entsteht – das hat sich im Laufe der fünf, sechs Jahre bis zur Geburt der Zwillinge stark gewandelt. Irgendwann hat sie mehr verstanden, aber wir haben von Anfang an versucht, offen mit ihr umzugehen. Sie wusste, dass wir uns noch ein Baby wünschen und sie hat verstanden, dass es Ärzt:innen gibt, die dabei helfen können.
Ich glaube, wenn Kinder alt genug sind, um Fragen zu stellen, dann sind sie auch bereit für die Antworten.
Bei uns gibt es kein „Du bist noch zu klein, darüber reden wir nicht.“ Wenn ein Kind Fragen stellt, ist es meine Aufgabe zu überlegen, wie ich die Antwort kindgerecht verpacke.
Kinder sind ja sehr sensibel und spüren die Gefühlslagen der Eltern oft ganz genau. Deshalb finde ich es besser, offen darüber zu reden, bevor das Kopfkino losgeht und sich das Kind fragt: Warum ist Mama traurig? Hat es was mit mir zu tun? Warum flüstern die ständig? Warum haben Mama und Papa Termine, zu denen ich nicht mitgehen kann? Und warum muss Mama ins Krankenhaus?
Wie hast du Jona in dieser Situation kindgerechte Antworten gegeben?
Ich habe ihr zum Beispiel gesagt, dass es so ist, wie wenn sie ein Bild malt: Manchmal vermalt sie sich und legt das erste Papier weg, um noch einmal zu anzufangen. Und so ist das bei der Natur auch: Wenn es nicht richtig klappt, muss sie einmal aufräumen und dann geht es wieder neu los. So habe ich es Jona erklärt und sie konnte es etwas nachvollziehen – auch wenn sie natürlich bemerkt hat, wie traurig ich war, und sie das auch mitgenommen hat.
Da kommt also wieder die Offenheit ins Spiel…
Genau, wir hatten wirklich offene Gespräche. Einmal kam sie auch zu mir und wusste nicht, ob sie sich dafür schämen sollte, dass sie gar nicht so viel um das Baby weint, das ich im vierten Monat verloren hatte – obwohl ich so traurig war. Sie hat damals vielmehr um ihre Uroma geweint und sie wusste nicht, ob das „okay“ war. Ich habe ihr dann erklärt, dass sie das Baby ja noch gar nicht kannte und es deshalb klar ist, dass sie viel doller um ihre Uroma weint – weil sie die vermisst und das Baby noch nicht vermissen kann, wenn sie es nicht kennt. Ich hatte das Baby ja schon eine Weile in meinem Bauch und konnte es deshalb etwas kennenlernen.
Ihr ist so ein Stein vom Herzen gefallen, als wir offen darüber geredet haben – sie hatte die Situation wirklich belastet. Und diese Offenheit versuchen wir, in der Familie zu erhalten. Jetzt kommt sie ins Teenager-Alter, das bringt ganz neue Herausforderungen mit sich, aber ich merke immer wieder, wie wichtig ist, zu reden. Wenn wir offen miteinander umgehen und über unsere echten Gefühle sprechen, ist es einfach der Schlüssel zu so vielen Dingen.
Was für ein schönes Schlusswort. Liebe Tanja, danke für deine Offenheit und dieses bewegende Gespräch.