Alles rund um Kinderwunsch: Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick

Eine Frau hält ein Baby auf dem Arm.

Wenn du dir ein Kind wünschst und es nicht sofort klappt, kennst du das Gefühl vielleicht: Plötzlich sind alle Frauen um dich herum schwanger, dir begegnen nur noch Babys und (vermeintlich) glückliche Familien, bei denen du annimmst, dass es mit dem Kinderkriegen natürlich und unkompliziert lief. Was du nicht weißt: Die meisten Menschen mit Kinderwunsch sprechen nicht über ihre Herausforderungen und die Behandlungen – du siehst es ihnen nicht an, während sie auf dieser Reise sind, und auch nicht, wenn sie Jahre später ihr Kind auf dem Spielplatz anschaukeln.

Deshalb wollen wir mit dir auf die Zahlen und Fakten zum Thema Kinderwunsch schauen: Denn die Statistiken verraten, was dein Blick auf andere Menschen nicht verrät. Wir zeigen dir zum Beispiel, wie viele Kinderwunschbehandlungen es in Deutschland jährlich gibt, und beantworten andere wichtige Fragen zum Thema. Das verschafft dir einen Überblick, klärt dich auf und gibt dir hoffentlich das Gefühl: Du bist nicht allein – überhaupt nicht.

Wie hoch ist die Chance einer Schwangerschaft auf natürlichem Weg?

Um all die Zahlen, die rund um Kinderwunsch folgen, einordnen zu können, ist es wichtig, auch auf die Schwangerschaftsraten abseits der Kinderwunschbehandlungen zu gucken: Bei ungeschütztem Sex liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Schnitt bei 15 bis 25 Prozent je Zyklus. Wie bei allen Schwangerschaften spielt hier das Alter eine Rolle. Bei Frauen zwischen 18 und 30 Jahren wird die Wahrscheinlichkeit mit 20 bis 30 Prozent angegeben, bei Frauen von 35 Jahren mit 10 bis 15 Prozent.

Wie lange dauert es „normalerweise“, schwanger zu werden?

Natürlich ist das komplett individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab – deshalb möchten wir hier keine allgemeingültige Zahl nennen, die dich unter Druck setzt. Doch einige Zahlen zur Orientierung: Ein Drittel aller Frauen wartet Schätzungen zufolge mehr als ein Jahr, bis es mit der Schwangerschaft klappt. Neben vielen Faktoren spielt hierbei das Alter eine Rolle: Denn da die Hormonproduktion bei Frauen ab 35 Jahren langsam nachlässt, kann es sein, dass es nicht in jedem Zyklus einen Eisprung gibt – dann ist mehr Geduld gefragt, aber auch das ist noch kein Grund zur Sorge.

Wie viele Frauen erleiden eine Fehlgeburt?

Ganz genau lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn es gibt Fehlgeburten, die unbemerkt ablaufen, außerdem muss eine Fehlgeburt nirgendwo gemeldet werden, sodass die Zahlen nicht zentral erfasst werden. Doch Zahlen vom Statistischen Bundesamt und des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages geben Orientierung, hierfür wurden Daten aus der medizinischen Versorgung von Schwangeren zusammengetragen.

Im Jahr 2021 gab es demnach 39.762 registrierte Schwangerschaften, die mit einer Fehlgeburt endeten. 738.819 Kinder wurden lebend geboren, sodass auf 1000 Geburten 53 Fehlgeburten kamen. Die Expert:innen gehen mit Blick auf die Dunkelziffer doch von einem deutlich höheren Wert aus, sie schätzen die Rate auf mehr als 20 Prozent. Insgesamt geht der Berufsverband der Frauenärzte davon aus, dass jede dritte Frau vor der zwölften Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleidet.

Wie viele Menschen setzen auf Kinderwunschbehandlungen?

„Der Weg zum Wunschkind ist für jedes sechste Paar nicht auf natürlichem Weg möglich, sondern mit medizinischer Hilfe verbunden“, heißt es in einem Bericht des Deutschen IVF-Registers. Das bedeutet: Von sechs Familien, die du so unbeschwert auf dem Spielplatz siehst, hat im Schnitt eine auf Unterstützung durch Reproduktionsmediziner:innen gesetzt. Die Zahlen steigen dabei stark an: Während 1997 rund 6500 Kinder nach einer Kinderwunschbehandlung geboren wurden, waren es 2020 mehr als 22.200.

Medizinische Geräte liegen neben einem Herz-Symbol auf dem Tisch.

Wie hoch ist die Chance auf eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung?

Die Expert:innen des Deutschen IVF-Registers schreiben, dass ein Embryonentransfer heutzutage zwar zu rund 93 Prozent gelingt, die Schwangerschaftsrate liegt jedoch „nur“ bei 31 Prozent. Die sogenannte „Baby Take Home“-Rate (also die tatsächliche Geburtenrate) liegt nach einer Kinderwunschbehandlung bei 22 Prozent. Denn natürlich muss trotz aller medizinischen Hilfe auch immer die Natur mitspielen und es gibt – wie bei jeder Schwangerschaft – leider auch hier das Risiko einer Fehlgeburt.

Warum gibt es immer mehr Kinderwunschbehandlungen?

Wie erwähnt: Die Anzahl der Kinderwunschbehandlungen steigt stark an – woran liegt das? Die genauen Gründe können nur vermutet werden, man geht davon aus, dass es einerseits daran liegt, dass Menschen immer später mit der Familienplanung starten (und dass das Alter beim Kinderwunsch eine große Rolle spielt, hat uns Expertin Dr. Nadine Al-Kaisi im Interview erklärt.)

Außerdem gibt es in der westlichen Welt aktuell einen Rückgang in der Spermienkonzentration. Das zeigen verschiedene Studien und auch dieser Fakt erschwert natürlich das Kinderkriegen. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Kinderwunschkliniken und es gibt eine immer größere Offenheit für das Thema. Das kann also die positive Seite des Anstiegs sein: Während sich Personen früher öfter mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch abfinden mussten, gibt es heute verschiedene Wege, um erfolgreich zu helfen.

Ab wann lohnt sich der Besuch in der Kinderwunschklinik?

Auch das hängt von verschiedenen Aspekten und vor allem vom Alter der Frau ab. So raten viele Experpt:innen dazu, bereits nach sechs Monaten, in denen es nicht klappt, zu einem Erstbesuch im Kinderwunschzentrum zu gehen, wenn die Frau über 35 ist. Denn je höher das Alter, desto größer können die Herausforderung in der Kinderwunschbehandlung sein. Jüngere Frauen können den Empfehlungen zufolge auch ein Jahr warten und es auf natürlichem Weg weiterversuchen – sofern keine bekannten Vorerkrankungen vorliegen.

Wie viele Kinder kamen in Deutschland durch Kinderwunschbehandlungen zur Welt?

In Deutschland kam das erste Baby durch künstliche Befruchtung im Jahr 1982 auf die Welt – das erste IVF-Baby überhaupt war Louise Brown 1978 in Großbritannien. Seitdem steigt die Zahl der (erfolgreichen) Behandlungen stetig an: Bis 2022 wurde laut Deutschen IVF-Register 388.716 Babys mit Hilfe der Reproduktionsmedizin geboren.

Love-Note

Du bekommst in diesem Beitrag Antworten auf die häufigsten Fragen, aber vielleicht ist die für dich persönlich wichtigste Frage nicht dabei? Dann melde dich gerne bei uns und wir werden versuchen, auch darauf eine Antwort zu finden – damit du gut aufgeklärt durch deine Kinderwunschreise gehen kannst.