Kinderwunsch und kein Mann dazu – was kannst du tun?

Zwei Frauen mit Kinderwunsch umarmen sich.

Es gibt heute so vielfältige Konstellationen, wie Familien zusammenleben können – und das ist wunderbar. Auch wir von fertilitips denken das Konzept Familie bunt und wollen alle von euch auf dem Weg zum erfüllten Kinderwunsch unterstützen. An einer Tatsache kommen wir dabei auch heute nicht vorbei: Zur Zeugung eines Kindes gehört ein Mann – oder zumindest das Sperma eines Mannes. 

Was kannst du tun, wenn du dir ein Kind wünschst, du aber keine Partnerschaft mit einem Mann führst? Ob als künftige Solo-Mom oder in einer gleichgeschlechtlichen weiblichen Beziehung: Wir gehen die verschiedenen Optionen mit dir durch und zeigen, welche Möglichkeiten es (auch in Deutschland) für dich gibt.

Als Single-Frau zur Samenbank?

Theoretisch ist es recht einfach möglich, dich auch ohne männlichen Partner in einer Kinderwunschklinik behandeln zu lassen: Dafür ist lediglich eine Samenspende aus einer Samenbank erforderlich (oder eine private Samenspende – siehe unten), um die Befruchtung kümmern sich die Expert:innen. In der Praxis ist es jedoch etwas komplizierter: Denn wenn du anfängst, dich als zukünftige Solo-Mom mit dem Thema zu beschäftigen, wirst du schnell der Information begegnen, dass es für alleinstehende Frauen schwer ist, in eine Kinderwunschklinik aufgenommen zu werden oder Samen in einer Spenderbank zu kaufen. Auf vielen Blogs oder in Foren wird deshalb geraten, direkt in die Niederlande oder nach Dänemark zu fahren – dort sei die Abwicklung deutlich unkomplizierter.

Dabei gibt es hier Besserung: Denn auch immer mehr deutsche Samenbanken und Kinderwunschkliniken hinterfragen die traditionelle Benachteiligung von alleinstehenden Frauen bei der Familienplanung. So findest du auf der Website „Solomama plus Eins“ eine gute Übersicht von Samenbanken in Deutschland, die auch Single-Frauen empfangen. Auch die Cryobank München spricht gezielt Singles an und hat viele Informationen für diese Personen im Internet zusammengestellt. Was an dieser Stelle bereits verraten sei: Um in einem Kinderwunschzentrum behandelt zu werden, ist es rechtlich vorgeschrieben, dass Frauen eine Garantieperson mitbringen, die den Behandlungsvertrag mitunterzeichnet. Diese sollte so gewählt sein, dass sie im Notfall die Betreuung des Kindes übernehmen kann.

Gleichgeschlechtliche Paare und öffentliche Samenspende

Auch für gleichgeschlechtliche weibliche Paare bessert sich die Situation glücklicherweise: 

Es gibt einige Kinderwunschzentren und Samenbanken, die diese Gruppe gezielt ansprechen und sie genauso wie heterosexuelle Paare bei der Erfüllung des Kinderwunsches unterstützen. 

So gibt es bei der bereits erwähnten Cryobank München eine entsprechende Infoseite mit vielen nützlichen Tipps, genau wie bei der Praxis „Die Kinderwunschärztin“ und beim „Kinderwunschzentrum an der Oper“.

Auf diesen und weiteren Seiten kannst du also tief in das Thema und die jeweiligen Voraussetzungen eintauchen, an dieser Stelle erwähnen wir die wichtigsten Punkte: Um bei diesen Adressen behandelt zu werden und/oder eine öffentliche Samenspende zu erhalten, müssen die Paare verheiratet sein oder in eingetragener Lebenspartnerschaft leben – außerdem müssen sie sich in der Regel verpflichten, dass die Co-Mutter das Kind nach der Geburt adoptiert. Denn auch wenn die beiden verheiratet sind: Es ist in Deutschland noch immer eine sogenannte Stiefkindadoption nötig, damit später beide Frauen gleichberechtige Erziehungsberechtigte sind.

Private Samenspende und Co-Parenting

Die ganzen Voraussetzungen und Auswahlkriterien klingen für dich unnötig kompliziert? Dann kannst du deinen Kinderwunsch auch mit Hilfe einer privaten Samenspende erfüllen. Das funktioniert für Single-Moms und gleichgeschlechtliche weibliche Paare nach dem gleichen Prinzip: Ihr sucht einen Mann, der bereit ist, seinen Samen bereitzustellen – natürlich geht das ohne Geschlechtsverkehr durch die sogenannte Bechermethode: Der Spender ejakuliert in einen Becher, mit Hilfe einer Spritze führt ihr das Sperma vaginal ein – und hofft wie bei jedem ganz klassischen Zeugungsversuch auf ein erfolgreiches Aufeinandertreffen von Spermium und Eizelle. Eine solche Spende ist kostengünstig und wenn alles nach Plan läuft, ist es nicht einmal nötig, medizinisches Personal einzuschalten.

Gleichzeitig ist die Qualität der Spermien – anders als in Samenbanken – nicht überprüft und niemand findet für dich heraus, ob die Person möglicherweise (Geschlechts-)Krankheiten überträgt, du musst also auf die Glaubwürdigkeit des Spenders vertrauen oder entsprechende Tests durchführen lassen. Hinzu kommt, dass du das Verhältnis des Samenspenders zum Kind selbst regeln musst: Während es bei Samenbanken so ist, dass das Kind später die Identität des Spenders erfragen kann, hat der Spender selbst keinen Zugriff auf persönliche Daten. Bei einem privaten Spender ist es anders. Es kann sein, dass dieser später Ansprüche stellt – vielleicht schließt ihr euch auch direkt für Co-Parenting zusammen?

Das bedeutet, dass ihr das Kind gemeinsam großzieht, auch wenn ihr nicht in einer Beziehung lebt. Was ihr dazu wissen müsst, wie ihr einen geeigneten Partner zum Co-Parenting findet und welche wichtigen Aspekte ihr im Blick haben solltet, erfahrt ihr zum Beispiel auf der Website planningmathilda.

Eine Solo-Mom umarmt ihr Kind.

Weitere Optionen: Adoption oder Pflegekind

Als Single-Frau oder Frau in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung kannst du auch über die Möglichkeit einer Adoption nachdenken. In beiden Varianten ist es in Deutschland theoretisch möglich, ein Kind zu adoptieren – allerdings musst du dafür viel Geduld mitbringen. Denn grundsätzlich dauert es oft Jahre, bis es zu einer Adoption kommt und hier werden heterosexuelle Paare oft noch bevorzugt, gefolgt von gleichgeschlechtlichen Paaren und meist werden erst dann Singles bedacht.

Vermutlich hast du auch schon von der Möglichkeit gehört, ein Pflegekind aufzunehmen. Das könnte eine Alternative für dich sein, wenn es dir sehr wichtig ist, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen und es auf seinem Weg zu begleiten – und wenn du bereit bist, den damit einhergehenden Herausforderungen zu begegnen. Denn oft kommen die Pflegekinder aus einem problematischen Umfeld, es sind familiäre Härtefälle dabei und es geht sehr viel darum, sie aufzufangen und ihnen ein stabiles Zuhause zu geben. Doch das geschieht nur auf Zeit: Denn du erhältst nicht das alleine Fürsorgerecht und wenn sich die Lage bei den leiblichen Eltern wieder stabilisiert hat, geht das Kind oft zurück in die Herkunftsfamilie. Ein Pflegekind bei sich aufzunehmen, ist eine wertvolle Aufgabe – du solltest bloß die Besonderheiten kennen.

Gestärkte Solo-Moms

Zum Glück ist es heutzutage also auch als Single-Frau möglich, den eigenen Kinderwunsch zu erfüllen und egal, welchen Weg du dafür auch wählst, die Communities von „Single-Moms by Choice“ wachsen. Du kannst dich hierzu austauschen und vernetzen – Social Media und sogar ein eingetragener Verein für Solomütter in Deutschland machen es möglich. Wir glauben, dass es prinzipiell nur gut tun kann, sich frühzeitig mit anderen Single-Moms zu vernetzen und in den Austausch zu gehen. Natürlich kann man sich nie abschließend vorbereiten – aber die proaktive Auseinandersetzung mit der Situation und den vielleicht auch besonderen Herausforderungen wird dich nur bestärken.

Was ihr in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung als Eltern klären solltet

Wenn sich zwei Frauen ein gemeinsames Kind wünschen, ist eine zentrale Frage zum Start: Wer soll schwanger werden? Denn so sehr ihr den Weg als gleichgeschlechtliches weibliches Paar gemeinsam geht – bei einer Schwangerschaft gibt es eine Frau, die das Kind bekommt. Die andere Partnerin kann das Kind – wie bereits erwähnt – adoptieren und ist demnach als Elternteil gleichberechtigt, doch natürlich ist die Situation eine andere. 

Denn die Erfahrung von Schwangerschaft, Geburt und vielleicht Stillzeit kann nur eine der Partnerinnen selbst erleben. 

Wenn ihr euch zwei oder mehr Kinder wünscht, könnt ihr natürlich vorab ausmachen, dass jeweils eine Frau schwanger wird – doch eine muss den Anfang machen.

Da die Lage rechtlich leider noch komplizierter ist als bei heterosexuellen Paaren, solltet ihr euch unbedingt vorab über die Regelungen zu Stiefkindadoption und Unterhaltspflicht der Co-Mutter informieren. Viele Tipps und Vordrucke dazu findet ihr zum Beispiel beim „Lesben- und Schwulenverband“ im Internet. Dort gibt es auch ein Notarmuster, mit dem der Samenspender der Stiefkindadoption zustimmt – denn laut Gesetz ist er ja zunächst der Vater des Kindes.

So aufwändig das zunächst scheinen mag: Sobald diese Grundlagen einmal geklärt sind und die Zeugung glattgelaufen ist, ist der Papierkram bald vergessen. Dann könnt ihr bei jedem Ultraschall mitfiebern und euch auf das Leben mit Baby freuen – mit allen Höhepunkten und Herausforderungen, die das mit sich bringt.

Love-Note

Wir hoffen, dass du dich mit deinem Kinderwunsch und deiner Lebenssituation bei fertilitips gut aufgehoben fühlst. Falls wir dich in diesem Artikel nicht ansprechen und du dir gezielte Antworten zu deiner Fragestellung wünscht, melde dich gern bei uns. Wir versuchen, alle Geschlechter und alle Beziehungsmodelle einzubeziehen – doch auch wir sind dabei sicher nicht perfekt.